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Wärmeverteilnetze und hydraulischer Abgleich

Facility Management: Heiztechnik » Betrieb » Betreiberpflichten » Wärmeverteilnetze

Wärmeverteilnetze

Dieses Dokument definiert die Betreiberpflichten im Bereich der Wärmeverteilnetzen (KG 422) eines Industriegebäudes. Es umfasst die Planung, Durchführung sowie die Nachweisführung des hydraulischen Abgleichs nach GEG § 60c Abs. 1 und die regelmäßige Wartung der heiztechnischen Komponenten gemäß VDMA-Richtlinie 24186-2. Der hydraulische Abgleich ist für wassergeführte Heizsysteme in Gebäuden mit mindestens sechs Nutzungseinheiten nach Fertigstellung verpflichtend, während das VDMA-Wartungsprogramm die Instandhaltung von Speicher, Pumpen, Armaturen, Schmutzfängern und Rohrleitungen regelt. Ziel dieser Maßnahmen ist die Gewährleistung einer gesetzeskonformen, energieeffizienten Wärmeverteilung bei hoher Systemverfügbarkeit und prüfsicherer Dokumentation.

Hierbei sind qualifikationsgebundene Ausführungen, revisionssichere Dokumentation, KPI-gestützte Steuerung und definierte Eskalationswege einzuhalten. Abweichungen sind gemäß der Mängelklassifizierung unverzüglich zu beheben, und alle Nachweise sind prüfsicher im CAFM-System vorzuhalten.

VDMA-konforme Instandhaltung von Wärmeverteilnetzen

Systemabgrenzung, Begriffe, Schnittstellen

  • Wärmeverteilnetz (KG 422): Umfasst alle Verteilkomponenten des Heizsystems wie Stränge, Steigleitungen, Versorgungsstationen, Ventile (Absperr- und Regelarmaturen), Pumpen, Wärmespeicher, Druckhalte-/Druckmindervorrichtungen, Schmutzfänger sowie zugehörige Mess- und Stellorgane.

  • Hydraulischer Abgleich: Prozess zur Festlegung und Umsetzung der Soll-Volumenströme in den Heizkreisen, einschließlich Ventil-Voreinstellungen, Pumpenkennlinie bzw. -regelung und Differenzdruckführung. Ergebnis ist ein vollständiges Abgleichprotokoll.

  • Schnittstellen: Wichtige Schnittstellen sind zum Wärmeerzeuger (z. B. Kessel oder Fernwärme-Übergabestation – KG 421), zur Gebäudeautomation/Energiemanagement (GA/EMS), zu den Nutzerheizkreisen (Heizkörper, Fußbodenheizung), zum Messwesen/Abrechnung (Wärmemengenzähler) sowie zur Arbeitssicherheit und Zutrittskontrolle vorhanden.

Rollen, Verantwortlichkeiten, Qualifikationen (RACI) - * A = verantwortliche Stelle, R = durchführende Stelle, C = konsultierte Stelle.*

Aufgabe

Betreiber

Anlagenverantw.

Fachunternehmer (HKLS)

GA/EMS

FM/CAFM

Rechts- & Fristen-Compliance (GEG § 60c)

A

R

R

C

C

Planung & Durchführung hydraulischer Abgleich

A

R

R

C

C

VDMA-Wartungsprogramm (422.xx)

A

R

R

C

C

Dokumentation & Nachweisführung

A

R

R

C

R

KPI, Reporting, Eskalation

A

R

C

C

R

Betreiberpflicht „Hydraulischer Abgleich“ – GEG § 60c Abs. 1

Der hydraulische Abgleich ist bei wassergeführten Heizsystemen in Gebäuden mit mindestens sechs Nutzungseinheiten nach der Installation verpflichtend durchzuführen. Er stellt sicher, dass jeder Heizkreis den errechneten Soll-Volumenstrom erhält und die Pumpen energieeffizient geregelt werden. Ziel ist zudem die Dokumentation aller Voreinstellungen und Parameter in einem Abgleichprotokoll. Tabelle 3 zeigt den Verfahrens- und Nachweisplan für die Umsetzung:

Schritt

Mindestinhalt

Output/Nachweis

Verantwortlich

1. Datenerhebung

Anlagenschemata, Heizlast-/Raumdaten, Rohrnetz, Komponenten

Datenblatt/Bestandsaufnahme

Betreiber/Anlagenverantw.

2. Berechnung

Soll-Volumenströme, kv-Werte/Voreinstellungen, Δp-Konzept, Pumpenkennlinie

Berechnungsbericht

Fachunternehmer

3. Umsetzung

Ventil-Voreinstellungen, Drossel-/Regelventile einstellen, Pumpe parametrieren

Einstellprotokolle

Fachunternehmer

4. Messung/Abgleich

Abgleichsmessung an Strängen/Kreisen, Kontrolle von ΔT und Δp-Werten

Messprotokolle

Fachunternehmer

5. Funktionsprüfung

Teillast-/Volllastprüfung, Geräusch- und Komfortcheck

Prüfprotokoll

Betreiber/Anlagenverantw.

6. Dokumentation

Abgleichprotokoll, Voreinstellliste, GA/EMS-Parameter, As-Built-Schema

Abgleichakte im CAFM

FM/CAFM

VDMA-Wartungsprogramm – Positionskatalog KG 422

Das VDMA-Wartungsprogramm legt den Mindestumfang an Wartungs-, Inspektions-, Reinigungs- und Justierarbeiten an den heiztechnischen Komponenten fest. Es orientiert sich an der VDMA-Richtlinie 24186-2 (Positionskatalog) und wird durch Herstellerangaben ergänzt. Tabelle 4 bis 9 führen für jede Anlagengruppe (Speicher, Drucksystem, Pumpen, Armaturen, Schmutzfänger, Rohrleitungen) die erforderlichen Tätigkeiten, Intervalle und Nachweisarten auf. Die Ergebnisse jeder Maßnahme sind positionsgenau zu dokumentieren.

Wärmespeicher

Tätigkeitsfeld

Mindestumfang

Intervall

Nachweis

Dichtheit/Isolierung

Sichtprüfung (Isolierung, Flansche, Entlüftungsventile)

jährlich

Checkliste/Fotos

Hydraulik

Ventile prüfen; Befüllung/Entleerung, Sicherheitsanschlüsse prüfen

jährlich

Prüfblatt

Funktionsprüfung

Temperaturverteilung/Schichtung, Fühlerfunktion überprüfen

halbjährlich

Messprotokoll

Druckerhöhung/Druckminderung/Druckbehälter

Tätigkeitsfeld

Mindestumfang

Intervall

Nachweis

Druckhalt/Druckbehälter

Sicht- und Dichtheitsprüfung; Vordruck prüfen, falls zugänglich

jährlich

Prüfprotokoll

Druckregelung

Funktionsprüfung, Stellverhalten prüfen; Differenzdruck kontrollieren

halbjährlich

Messprotokoll

Sicherheitseinrichtungen

Absperr- und Entlüftungsventile, Manometer/Anzeige prüfen

halbjährlich

Checkliste

Pumpen (Heizkreis)

Tätigkeitsfeld

Mindestumfang

Intervall

Nachweis

Mechanik

Lagergeräusch/Vibrationen und Dichtheit prüfen

jährlich

Prüfprotokoll

Elektrik/Regelung

Klemmen prüfen; EEI-Wert kontrollieren; Pumpenkennlinie/Δp-Regelung testen

halbjährlich

Messblatt

Hydraulik

Förderstrom kontrollieren; ΔT-Abgleich durchführen

halbjährlich

Abgleichprotokoll

Absperr-, Abgleich- und Regelarmaturen

Tätigkeitsfeld

Mindestumfang

Intervall

Nachweis

Abgleichventile

Sichtprüfung, Voreinstelllage kontrollieren, Leichtgängigkeit prüfen

jährlich

Ventilliste

Regelventile

Stellweg und Leckrate prüfen, Antriebstest durchführen

jährlich

Funktionsprotokoll

Absperrventile

Dichtheit und Endlagen prüfen

jährlich

Prüfblatt

Schmutzfänger

Tätigkeitsfeld

Mindestumfang

Intervall

Nachweis

Reinigung

Differenzdruck prüfen; Sieb reinigen oder wechseln

halbjährlich bzw. bedarfsweise

Reinigungsprotokoll

Dichtheit

Gehäuse, Deckel und O-Ring auf Dichtheit prüfen

halbjährlich

Checkliste

Rohrleitungen in Versorgungsstationen

Tätigkeitsfeld

Mindestumfang

Intervall

Nachweis

Leitungsdichtheit/Trassen

Sichtprüfung auf Leckagen, Befestigungen und Dehnungselemente

jährlich

Checkliste/Fotos

Dämmung

Vollständigkeit und Zustand der Dämmung prüfen

jährlich

Fotodokumentation

Armaturenkennzeichnung

Beschriftung und Fließrichtungskennzeichen an Armaturen prüfen

jährlich

Kennzeichnungsliste

Dokumentation & Nachweisführung (Abgleich + VDMA)

  • Abgleichakte: Berechnungsunterlagen, Einstell- und Messprotokolle sowie As-Built-Dokumentation.

  • Wartungsnachweise: VDMA-Checklisten und Prüfprotokolle für alle Wartungspositionen.

  • Mängel- und Maßnahmenliste: Gefundene Defekte mit Priorität, Fristsetzung und Status.

  • Freigabe-/Abnahmeprotokolle: Nach Abschluss jeder Maßnahme.

  • GA/EMS-Berichte: Trends (Soll-/Ist-Vergleich von ΔT, Δp, Volumenstrom).

  • Fotodokumentation: Bilder aller relevanten Komponenten und Arbeitsergebnisse.

Nachweismatrix

Nachweis

Inhalt

Aufbewahrung

Abgleichprotokoll (GEG § 60c)

Berechnung, Voreinstellungen, Messergebnisse

Bis zur nächsten größeren Änderung/Modernisierung

VDMA-Wartungsnachweise 422.xx

Prüf-, Mess- und Reinigungsprotokolle

≥ 5 Jahre

GA/EMS-Auszüge

ΔT/Δp/Volumenstrom-Trends

fortlaufend mindestens 24 Monate

Bedien- und Betriebsorganisation

  • Betriebsanweisung Wärmeverteilung: Festlegung der Sollwerte (z.B. ΔT, Δp, Pumpenregelung) sowie der Zuständigkeiten für Eingriffe und Freigaben.

  • Zugänglichkeit: Sicherstellung, dass alle Betriebs- und Servicepunkte (Stationen, Filter, Ventile, Messstellen) jederzeit gefahrlos erreichbar und zugänglich sind.

  • Änderungsmanagement: Jede Änderung an Strängen oder Versorgungsstationen muss einen Überprüfungsprozess (Änderungsmanagement) auslösen. Voreinstellungslisten und Abgleichsplanung sind entsprechend fortzuschreiben.

Qualitäts-, Ersatzteil- und Messmittelmanagement

  • Ersatzteilmanagement: Definierte Mindestbestände wesentlicher Ersatzteile (z. B. Dichtungen, Ventileinsätze, Siebkörbe, Pumpenmodule) sind zu halten, um Ausfallzeiten zu minimieren.

  • Messmittel: Alle genutzten Messgeräte (Druck, Temperatur, Durchfluss) müssen rückführbar kalibriert sein. Kalibrierscheine sind im CAFM zu dokumentieren.

  • Fachliche Qualifikation: Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten dürfen nur von qualifizierten HKLS-Fachfirmen durchgeführt werden. Interne Freigabeverfahren stellen die ordnungsgemäße Ausführung sicher.

KPI- und Reporting-System

KPI

Zielwert

Intervall

Quelle

Reaktion

Abschluss Abgleich § 60c (Neubau/Einbau)

100 %

projektbez.

Abgleichakte

Eskalation / Verknüpfung mit Bauabnahme

ΔT-Stabilität in Heizperiode

Sollband

monatlich

GA/EMS

Regel- und Hydraulik-Check

Schmutzfänger-Δp-Trend

Sollband

monatlich

GA/Inspektion

Reinigung/Austausch des Siebs

Pumpen-EEI bzw. Pumpenregelung

konform

vierteljährl.

Messbericht

Parametrierung/Austausch

Wartungs-Erfüllung 422.xx

≥ 98 %

monatlich

CAFM

Nachsteuerung

Mängelklassifizierung und Eskalation

Klasse

Beispiel

Maßnahme

Frist

P1 – kritisch

Leck im Stationenbereich; Pumpe ohne Förderleistung; Δp-Regelung ausgefallen

Sofortmaßnahme (Teilstilllegung) und Reparatur

sofort / ≤ 24 h

P2 – wesentlich

ΔT außerhalb Sollbereich; verstopfter Schmutzfänger; falsche Voreinstellung

Instandsetzung bzw. Erneuerung des Abgleichs

≤ 14 Tage

P3 – gering

Fehlende Beschriftung; beschädigte Dämmung

Nachbesserung (Kennzeichnung, Isolierung)

≤ 30 Tage

Integrierter Jahres- und Fristenplan (Beispiel)

Quartal

Abgleich/Änderung

VDMA-Wartung

GA/EMS-Review

Dokumentation/KPI

Q1

Abgleich-Check zum Saisonstart

Pumpen/Armaturen/Schmutzfänger

ΔT/Δp-Zielpfad

KPI-Start, Wartungsplanung

Q2

Speicher/Druckführung/Leitungen

Δp-Optimierung

Halbjahres-Report

Q3

Abgleich bei Umbau/Stranganpassung

Zwischenprüfungen, Filterreinigung

Sommerbetrieb, Standby-Regeln

Audit

Q4

Jahres-Review Abgleich

Vollwartung aller Stationen

Jahres-Trendreport

KPI-Jahresabschluss, Folgeplan

Vertragsanhänge (verbindliche Muster)

  • A1: Checkliste Hydraulischer Abgleich (Datenerfassung, Berechnung, Einstellungen, Messung, Abnahme).

  • A2: VDMA-Positionschecklisten für 422.60 / .70 / .81 / .82 / .83 / .84.

  • A3: GA/EMS-Reportvorlage (ΔT, Δp, Volumenstrom, Pumpenkennlinie).

  • A4: Maßnahmen- und Mängelregister (Priorität, Frist, Status).

  • A5: Jahres-/Fristenplan (editierbare Vorlage) und Ersatzteil-/Messmittelverzeichnis.

  • Schlussbestimmungen (Zusammenfassung)